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Florian Aue | Pressestelle HAWK

Lehm-Innovation: Klimafreundliches Baumaterial

HAWK-Mitarbeiter gewinnt Nachhaltigkeitspreis

23.04.2024 3 min Florian Aue | Pressestelle HAWK

Zusammenfassung & Show Notes

Lehm – wer bei dem erdigen Material an alte Fachwerkhäuser denkt, deren Wände vor langer Zeit damit errichtet wurden, liegt nicht falsch. Seit einiger Zeit erlebt der traditionelle Baustoff wieder ein Comeback. An der HAWK hat ein wissenschaftlicher Mitarbeiter Lehm in einem innovativen Herstellungsverfahren weiterentwickelt – und damit einen Nachhaltigkeits-Preis gewonnen. Florian Aue berichtet.

Zur Presseinfo: https://www.hawk.de/de/newsportal/pressemeldungen/mit-dem-naimma-nachhaltigkeitspreis-abzuschliessen-ist-eine-grosse-ehre 

Transkript

Das Problem ist gerade bei Zement, dass bei der Produktion eine sehr hohe CO2-Emission erzeugt. Und das ist genau das, wo wir eigentlich wieder hinwollen, dass wir die CO2-Emission reduzieren wollen. Und der Lehm hat einfach ungefähr ein Fünfzigstel an CO2-Emission, was eigentlich Zement hat. Lehm ist besonders nachhaltig im Vergleich mit anderen Baustoffen, weiß Oliver Rosenbusch, der ehemaliger HAWK-Student ist. An der Fakultät Bauen und Erhalten schrieb er seine Masterthesis darüber, wie eine Fußbodenheizung mit Lehm verbaut werden kann. Auf die Idee kam er während eines Seminars zum Thema. Naja, also ursprünglich war das so, dass Herr Professor Malbohm, der dieses Lehmbauseminar gibt, wo er halt alle möglichen Varianten, die es im Lehmbau schon gibt, zeigt. Und da unter anderem ist es so, dass es immer Wand- und Deckenheizung gab. Und bei Wand- und Deckenheizung war mir so ein bisschen der Dorn im Auge, dass ich halt gemerkt habe, okay, ich kann da keine Möbel mehr aufhängen, ich muss immer aufpassen, dass ich keine Heizleitung in der Wand treffe. Und da sage ich, warum gibt es keine Fußbodenheizung? Und das war so der ursprüngliche Grund. Er hat nun den ersten Platz des Naima-Preises mit seiner Idee gewonnen. Der Preis möchte Abschlussarbeiten würdigen, die neue Standards für Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft setzen. Es sei ein denkwürdiger Augenblick bei der Feier gewesen, sagt er. In den ersten Minuten war es tatsächlich sehr überfordernd, weil man damit null gerechnet hatte. Herz klopfen bis zum geht nicht mehr. Aber trotzdem ist dann doch irgendwie wieder die Sicherheit, weil man sich lange mit dem Thema auseinandergesetzt, doch dafür gesorgt, dass man gesettelt war. Der Lehm ist dabei nicht nur einfach Lehm, sondern das Material muss für mehr Stabilität noch veredelt werden. Ein Verfahren, das Oliver Rosenbusch im Zuge seines Studiums weiter verfeinert hat. Also bei dem Lehm ist das tatsächlich so, dass eigentlich das ursprüngliche Geheimnis jetzt ein Zuschlagstoff ist, den ich während meiner Masterarbeit entwickelt habe, der einfach dafür sorgt, dass man, ja sag ich mal, ungefähr die zehnfache Festigkeit, also vergleichbar, ungefähr 66 Prozent von Zement ungefähr. Die Druckfestigkeit und insgesamt die Biegezugfestigkeit steigt halt enorm. So darfst du so einfach mal Zahlen genannt. Normalerweise liegt Lehm biegezugfestig bei 0,31 bis 0,67 Newton pro Quadratmillimeter und wir schaffen das jetzt mit unserem Lehm auf 15 Newton pro Quadratmillimeter. Also insgesamt wird die Festigkeit so weit angehoben, dass man das schon nahezu mit einem Ziegelstein ungefähr vergleichen kann. Dieses Prinzip möchte er nun wirtschaftlich auch mit einer eigenen Firma verwerten. Ein Patent hierzu hat er bereits angemeldet. Daher kommt ihm auch das Preisgeld sehr gelegen. Die regionale Wirtschaft und auch Wissenschaft ist auf seine Idee schon aufmerksam geworden. Es gibt zum Beispiel Anfragen aus dem Hochschulbereich, diesen Lehm im 3D-Druckverfahren zu nutzen oder auch aus der Kalksteinindustrie, um Bauelemente anzupassen. Was bringt nun die Zukunft? Oliver Rosenbusch möchte weiterhin als Leiter der Labore für Geotechnik und Wasserbau an der HAWK arbeiten. Also tatsächlich ist es so, dass ich hier erstmal klar an der Hochschule bleibe. Das ist natürlich auch mit dem Fokus darauf, dass man vielleicht irgendwann tatsächlich, wenn die Firma sich rentiert, da auch versucht, dann das nebenbei aufzubauen. Aber tatsächlich ist es auch so, dass man sein Wissen ja auch gerne weitergeben möchte. Das heißt, puncto Promotion im weiteren Verlauf wäre schon nicht schlecht und da braucht man halt die Hochschule für. Also soll das eigentlich so ein bisschen parallel laufen.